Mittwoch, 11. April 2018

„Nicht jeder braucht eine Eins“

Düsseldorf - Ruhe bitte! Das Abitur beginnt. Ab heute sitzen die Prüflinge aus NRW wieder in den Aulas, Klassenräumen und Turnhallen des Landes und versuchen sich an Graphen, Rechnungen und Gedichtinterpretationen. In drei schriftlichen und einer mündlichen Prüfung müssen die Jugendlichen ausreichend Punkte erzielen. Los geht’s mit den Klausuren in den naturwissenschaftlichen Fächern wie Biologie, Chemie, Physik und Informatik. Zuletzt müssen die Schüler die Matheklausur am 2. Mai überstehen. Die mündlichen Prüfungen starten am 4. Mai. 


Die Zahlen 
Einmal mehr werden in NRW so viele Jugendliche wie noch nie zu den Prüfungen antreten: 77.000 Schülerinnen und Schüler bemühen sich nach Angaben des Bildungsministeriums in diesem Jahr in NRW an den Gymnasien und Gesamtschulen um die Allgemeine Hochschulreife, hinzu kommen Waldorfschulen und Berufskollegs. Das ergibt knapp 80.000 Schüler, 4000 mehr als im vergangenen Jahr. 

Die Chancen 
Fast alle Schüler, die in NRW zum Abitur zugelassen werden, bestehen es auch. Lediglich vier Prozent der Schüler fielen 2017 durch. Die Durchschnittsnote lag bei 2,4. 1498 Schüler erreichten sogar eine glatte 1,0. Beachtlich auch: Etwa ein Viertel der NRW-Abiturienten hatte immerhin noch eine Eins vor dem Komma. 

Die Lieblingsfächer 
Die klassischen Hauptfächer bilden die Top 3 der beliebtesten Leistungskurse: Englisch liegt mit 38,3 Prozent der Belegungen in der Hit-Liste vorn, gefolgt von Deutsch (35,5 Prozent) und Mathematik (32,3 Prozent). Platz 4 und 5 belegten Biologie und Erdkunde. Unterschiede gibt es zwischen den Geschlechtern. So entschieden sich die meisten männlichen Schüler für den Leistungskurs Mathe, bei den Schülerinnen war Deutsch am beliebtesten. 

Die Ausreisser 
Im Oberbergischen Kreis und Rhein-Erft-Kreis sind die Germanisten in der Überzahl. In Oberberg belegten 42,3 Prozent der Schüler Deutsch als Leistungskurs, bei den Schülerinnen waren es sogar 51,4 Prozent. Im Rhein-Erft-Kreis entschieden sich 35,2 Prozent der Jugendlichen für das Abi-Leistungsfach Deutsch. Ganz anders lief es im Rheinisch-Bergischen Kreis: Hier war Mathe mit 33,1 Prozent Spitzenreiter, erst dann folgten Deutsch und Englisch. Überraschungen gibt es auch am unteren Rand der Tabelle: In Bonn wurde als einzige Stadt in der Region das Abi-Leistungsfach Japanisch belegt – wenn auch nur von 0,1 Prozent der Schüler. Und Köln ist das Erzbistum anzumerken: 0,1 Prozent der Schüler entschieden sich hier für den Leistungskurs Katholische Religionslehre. 

Die Prüfungen 
Immer wieder kritisieren Experten wie Hans Peter Klein das niedrige fachliche Niveau des NRW-Abiturs. Nur: Was müssen die Schüler denn genau leisten, um im Juli ihr Abschlusszeugnis in der Hand zu halten? Die Aufgabenerstellung übernehmen jedes Jahr Fachausschüsse, in denen ausgewählte Lehrer sitzen, die Vorschläge machen und diskutieren. Nach der Arbeitsphase prüfen bisher unbeteiligte Lehrkräfte die Entwürfe auf Praxistauglichkeit. Basis sind immer die aktuellen Kernlehrpläne des Ministeriums für Schule und Weiterbildung. Das Ergebnis: Beispielsweise ein Vergleich von Evchen aus Heinrich Leopold Wagners Trauerspiel „Die Kindermörderin“ mit Gretchen aus Goethes Klausuren-Klassiker „Faust“. So lautete eine Aufgabe in der Leistungskursprüfung Deutsch im vergangenen Jahr. Auch die anderen beliebten Fächer blieben weitestgehend frei von Überraschungen: In der Englischprüfung ging es unter anderem um den „American Dream“, den amerikanischen Traum. In Mathe wartete die viel verhasste Kurvendiskussion. (mit dpa) 

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