Donnerstag, 7. September 2017

NRW-Polizei senkt Ansprüche an Bewerber

Rhein-Berg. Die Zeiten sind rosig für junge Menschen, deren Berufswunsch Polizeibeamter auf der Wunschliste ganz oben steht. "Es war noch nie so einfach, einen der begehrten Studienplätze an der Fachhochschule der Polizei zu bekommen", sagt Peter Tilmans, Einstellungsberater bei der Kreispolizeibehörde.
Jahrelang schrieb das Landesinnenministerium 1500 Studienplätze für zukünftige Polizisten aus. Zum Ausbildungsbeginn im Jahr 2018 plant die Polizei nun mit 2300 Neueinstellungen. Tilmans: "Die Bewerberzahl von rund 10000 in ganz NRW ist über die letzten Jahre konstant geblieben. Allerdings wurde in den 90er-Jahren nur jeder 20. Bewerber eingestellt." Im vergangenen Jahr sei schon jeder vierte Bewerber angenommen worden. Tilmans und sein Kollegen Tim Berlauer verhehlen allerdings nicht, dass die Anforderungen im Bewerbungsverfahren auch leichter geworden seien. Die meiste Angst hätten die Bewerber vor dem Sporttest gehabt, sagen Tilmans und Berlauer übereinstimmend. Der Sporttest wurde abgeschafft, stattdessen reicht nun das bronzene Sportabzeichen als Leistungsnachweis der sportlichen Fähigkeiten. Darüber hinaus hätten die Bewerber rund ein Jahr Zeit, den Sportnachweis nach bestandenem Test einzureichen. Auch die Punktzahl, die Ausbildungswillige beim Intelligenz- und Wissenstest erreichen müssen, hat drastisch abgenommen. "Ich habe im vergangenen Jahr einem jungen Mann mein Beileid ausgesprochen. Er hatte einen Punktwert von etwas über 93. Das reichte in den Vorjahren nicht für eine erfolgreiche Bewerbung", erklärt Tilmans. Umso überraschter sei der Einstellungsberater gewesen, als der Bewerber dann doch vom Landesinnenministerium einen Arbeitsvertrag bekommen habe. Vor Jahren sei ein Punktwert von über 100 Pflicht gewesen, mittlerweile habe sich der Wert bei 93 eingependelt. Weit mehr als 100 Außentermine nimmt Tilmans in einem Bewerbungsjahr wahr. Es sei nicht damit getan, auf Jobbörsen am Stand zu stehen und Broschüren zu verteilen. Viele junge Menschen und deren Eltern hätten Fragen, die sich am besten im häuslichen Umfeld erörtern ließen. Eins sei ihm als Ausstellungsberater allerdings immer wichtig: "Ich mache die Arbeit schon seit 25 Jahren und bilde mir ein, immer ehrlich zu den jungen Menschen gewesen zu sein." Es habe keinen Sinn, nur das positive des Berufs darzustellen. "Ich erkläre den Bewerbern auch die negativen Aspekte unserer Arbeit bei der Polizei", sagt der Polizist. Nur so könnten die Abiturienten objektiv entscheiden, ob der Polizeiberuf das richtige für sei. 50 Prozent der Interessenten hätten ihren Berufswunsch nach der Schulausbildung gefestigt. Sie bräuchten keine Beratung. Wichtig seien die jungen Menschen, die noch unentschieden seien. Das Konzept der Hausbesuche scheint aufzugehen. Bei der Anzahl der Bewerber hat die Kreispolizei des Rheinisch-Bergischen Kreises im Landesvergleich regelmäßig die Nase mit vorn.

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