Samstag, 22. Oktober 2016

Keiner will G8 fortführen

DÜSSELDORF. Zweieinhalb Jahre nach der Einrichtung eines "Runden Tisches G8/G9" ruft Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) kommenden Dienstag erneut Bildungspolitiker aller Fraktionen, Experten, Lehrer-, Eltern- und Schülervertretungen in ihr Ministerium. Keine Partei will G8 in der bisherigen Form ohne Wenn und Aber fortführen. Eine Übersicht:  


SPD: Der Landesparteitag im September hat ein "G8 Flexi" beschlossen. Die Sekundarstufe I soll wieder sechs Jahre betragen, die Oberstufe zwei Jahre. Wer das Abitur erst nach 13 Jahren ablegen will, soll ein Orientierungsjahr vor die Oberstufe schieben können. An möglichst vielen Gymnasien sollen die Schülern eine Wahlmöglichkeit zwischen G8/G9 haben. Das Problem: Das Wahlverhalten der Schüler lässt sich schwer kalkulieren, die Doppelstruktur schafft höheren Personal- und Planungsaufwand. 

Grüne: Schulministerin Löhrmann schlägt eine "individuelle Lernzeit" für jedes Kind an jeder Schulform vor. An den Gymnasien könnte G8 formal beibehalten werden, allerdings mit flexibleren Elementen ähnlich wie in der Schuleingangsphase im Primarbereich in den Klassen 1 bis 3. Löhrmanns Vorbild ist die "Dalton-Pädagogik" aus den USA. Dabei suchen sich Schüler stundenweise ihre Lehrer und Unterrichtsstoffe selbst aus. Das Problem: Individuelle Lernzeiten halten viele Lehrer für unpraktikabel.  

CDU: Die CDU hat sich auf kein Reformmodell festgelegt. Es deutet sich an, dass Schulkonferenzen und Kommunen eine Wahlmöglichkeit zwischen G8 und G9 bekommen sollen. Zudem soll G8 intern umgebaut werden. Statt in der Oberstufe die Schulzeit zu verkürzen, hatte die schwarz-gelbe Landesregierung 2005 die Verkürzung in der Sekundarstufe I vollzogen. Das soll korrigiert werden. Das Problem: Unklar bleibt, für wie viele Jahre sich eine Schulkonferenz mit einer Entscheidung binden soll. Jede Stufe hat andere Interessen.  

FDP: Die FDP, lange Verfechterin der Schulzeitverkürzung, ist im August von G8 abgerückt. Die Liberalen wollen es jeder Schule freistellen, ob sie ihre Schüler nach acht oder neun Gymnasialjahren zum Abitur führt. Wer über das Schulmodell entscheidet, wie lange eine Entscheidung gilt und ob an eine regionale Verteilung der Gymnasialtypen gedacht ist, ist unklar. Das Problem: Eine zentrale schulpolitische Strukturentscheidung wird in jede Schule getragen, es droht ein Hin und Her zwischen G8 und G9.  

Eltern/Schüler: Die Landeselternschaft der Gymnasien fordert die Wiedereinführung von G9 für alle Gymnasien bis zum nächsten Schuljahr. Die Landesschülervertretung will eine flexible Oberstufe zwischen zwei und vier Jahren. Die Sekundarstufe I würde wieder sechs Jahre umfassen. Die Jahrgangsstufe 11 würde zum Einführungsjahr der Oberstufe, das man überspringen kann. Das Problem: Die geforderte "Rolle rückwärts" erfordert Tausende zusätzliche Lehrerstellen.

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