Donnerstag, 25. Juni 2015

Leserbriefe zum Festhalten an "G8" in NRW

Turbo-Abitur auch für Eltern und Vereine ein Problem
Es hätte mich sehr gewundert wenn die Landtagsabgeordneten zu dem Entschluss gekommen wären, wir führen G9 wieder ein. Sie mussten sich mit diesem Thema beschäftigen, da die Volksinitiative "G9 jetzt" genügend Unterschriften gesammelt hatte. Die Argumente der Gegner interessierten sie nicht wirklich, sie räumten nur Mängel ein. Helfen tut dies keinem. Meine Vermutung ist, dass die Abgeordneten keine Kinder, erwachsene Kinder, die ihr Abitur mit G9 gemacht haben oder Kinder haben, die noch nicht auf ein Gymnasium gehen. Letztere können sich freuen. Welche Gründe für G8 sprechen, sind ganz klar. Man will nur Geld sparen - in sechs Jahren 930 Millionen Euro. Die Jugendlichen stehen dem Arbeitsmarkt ein Jahr früher zur Verfügung. Dann sollen sie bis zum Alter von mindestens 67 Jahren arbeiten gehen. Ob dies so wirklich funktioniert, wage ich zu bezweifeln. Vielleicht sind bei diesen Vorstellungen zwei Jahre Burn-out schon mit eingerechnet worden. Meine Empfehlung für jeden Abiturienten ist, sich nach dem Abitur eine Auszeit zu nehmen, vielleicht ein freiwilliges soziales Jahr zu machen oder eine Reise ins Ausland. Es sollte in Ruhe überlegt werden, wie der weitere Lebensweg aussieht. Auf jeden Fall müssen weitere Unterschriften für ein Volksbegehren gesammelt werden, damit die Politiker merken, dass sie nicht im Sinne der Bevölkerung entscheiden.  Gabi Müller

Die verkürzte Schulzeit an den Gymnasium, auch G8 oder Turbo-Abi genannt, ist für Schüler, Eltern und Vereine ein riesiges Problem. Seit der Einführung 2005 hören die Beschwerden nicht auf. Die meisten Familien können von Stress, Bulimielernen und aufgegebenen Hobbies berichten. So ist es kein Zufall, dass 100 000 Bürger bei der Volksinitiative "G9 jetzt in NRW" ihre Adresse angegeben, unterschrieben und einer Prüfung der Daten durch das jeweilige Meldeamt zugestimmt haben. Das Resultat ist die erste erfolgreiche Initiative überhaupt, die nicht von Parteien oder Verbänden unterstützt wurde. Seit zehn Jahren also dreht die Politik mal an diesem, mal an jenem Stellschräubchen, um G8 irgendwie erträglich zu gestalten. Geholfen hat es nichts, und auch die Empfehlungen des Runden Tischs von 2014, die jetzt in Gesetze und Verordnungen gegossen werden sollen, werden daran nichts ändern. Es handelt sich schließlich dabei um die gleichen Ansätze, nur wieder einmal anders formuliert. Die Kinder werden keine einzige Schulstunde weniger haben, und sie werden keine einzige Arbeit weniger schreiben. Die Eltern wissen das. Deshalb fordern sie die Wiedereinführung von G9 mit 30 Wochenstunden. Was die NRW-Politik bei der Schulausschusssitzung am 17. Juni daraus gemacht hat, ist beschämend. Die zur Genüge bekannten strukturellen Probleme von G8, die Erfahrungen der Beteiligten und die Untersuchungen hochkarätiger Bildungswissenschaftler wurden als "Anekdoten" verniedlicht. Die Teilnehmer an der Volksinitiative hätten ein Mittel, das die Verfassung von NRW vorsieht, nicht genutzt, um G9 wieder zu ermöglichen. Statt dessen würden die Bürger doch etwas ganz anderes meinen. Das alles wäre nur ein Hinweis auf einige Probleme in G8, die man mit ein paar Änderungen beheben könnte. Mir persönlich fiel dabei die offen feindliche Stimmung auf, mit der einige der Schulausschussmitglieder die Wortführer der Volksinitiative angegangen sind. Dabei gaben Politiker aller Parteien zu, dass G8 ein Fehler war. 
Ralf Mimoun

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