Freitag, 6. Juni 2014

Eltern kämpfen für die Förderschulen

DÜSSELDORF. Tausende Eltern in NRW kämpfen für den Erhalt von Förderschulen für behinderte Kinder. Der Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft VBE, Udo Beckmann, fürchtet eine "kalte Schließung" von zwei Dritteln der 284 Förderschulen. Die Ursache: NRW hat die Mindestschülerzahl auf 144 festgelegt - bisher war in Ausnahmen eine Mindestgröße von 72 Schülern möglich. "Es werden weiße Flecken in der Förderlandschaft entstehen", sagte Beckmann. 

Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) wies das zurück. "Das Land schafft keine Schulformen ab und schließt keine Schulen. Entscheidend sind der Elternwille und der Bedarf", sagte Löhrmann. Im August tritt das neue Schulgesetz in Kraft, wonach behinderte Kinder einen Rechtsanspruch auf einen Platz in der Regelschule haben. Die meisten Eltern von Kindern mit Handicap wollen das gemeinsame Lernen, ein Teil der Eltern, Lehrer und Bildungsverbände hat Bedenken gegen zu viel Inklusion. Der Onlineaufruf einer Elterninitiative zur Erhaltung der Förderschule hat bereits 8500 Unterstützer. CDU-Schulexperte Klaus Kaiser fürchtet, dass das Förderschulsystem zerschlagen wird, ohne dass der Erfolg der Inklusion gesichert sei. 
Das Schulministerium erinnerte daran, dass im Schuljahr 2013/14 jeder dritte Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf eine allgemeine Schule besucht. Von 130 822 Schülern mit Förderbedarf gingen 92 417 auf eine der 690 Förderschulen. Viele Eltern von Kindern mit Handicap plagt aber die Sorge, dass ihr Kind auf einer Regelschule im Unterricht nicht "mitkommt". Löhrmann ist sicher, dass es "durch das veränderte Elternwahlverhalten zu einem Abschmelzprozess bei den Förderschulen kommen" wird. Das sei "eine Folge einerseits der demografischen Entwicklung und andererseits der Öffnung der Schulen hin zur Inklusion".

Quelle: Kölnische Rundschau vom 06.06.2014

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