Freitag, 21. März 2014

Beifall für den Abschied

DÜSSELDORF. NRW schafft den umstrittenen Sprachtest für Vierjährige "Delfin 4" im nächsten Jahr ab. Künftig sollen Erzieher die Sprachentwicklung der Kleinkinder durchgängig ab dem ersten Kita-Tag in Bildungsdokumentationen festhalten. In einer Anhörung im Landtag begrüßten Experten das Ende der punktuellen Sprachtests. Für die qualifizierte Diagnose und Förderung von Kindern in Kindergärten und in der Tagespflege müssten Erzieher aber besser fortgebildet werden, mahnten Vertreter der kommunalen Spitzenverbände. Nach Angaben der leitenden Kinderärztin am Gesundheitsamt Aachen, Gabriele Trost-Brinkhues, benötigen zehn bis 15 Prozent der Kita-Kinder eine Sprachförderung, um später den Übergang zur Grundschule zu bewältigen. Aus Sicht von Experten hat der Sprachtest "Delfin 4" viele Vierjährige eingeschüchtert, weil Kinder beim Test mit dem unbekannten Lehrer auf stur schalteten. Künftig werden Sprachtests durch Grundschullehrer nur noch bei den knapp 20 Prozent der Kinder durchgeführt, die mit vier Jahren (noch) keine Kita besuchen. Der Kölner Hochschullehrer Rainer Strätz bezeichnete die möglichst frühe Aufnahme in der Kita als "Schlüssel zum Erfolg". Kitas dienten als "Frühwarnsystem" für Sprachdefizite, sagte Strätz. Bei Migranten sei der Förderbedarf geringer, wenn sie länger als zwei Jahre in der Kita betreut wurden. Für die kommunalen Spitzenverbände führt die "alltagsintegrierte Sprachförderung" in die richtige Richtung. Auch nach Abschaffung von "Delfin 4" bleibe sichergestellt, dass es für alle Kinder bei verbindlichen Sprachstandsfeststellungen bleibe, sagte Bianca Weber vom Städtetag. Dabei sei es konsequent, auch Tagesmütter in die Sprachdiagnose einzubeziehen. Schwierigkeiten sieht Weber aber, wie das in der Tagespflege umgesetzt werden könne. Da Kinder immer früher in der Kita angemeldet werden, muss die Sprachförderung aus Sicht des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe bereits vor dem vierten Lebensjahr beginnen. SPD-Gesundheitsexperte Wolfgang Jörg unterstützte das Ziel, Kleinkinder mit zwei oder drei Jahren durch geschulte Erzieherinnen sprachlich zu fördern. Helga Siemens-Weibring von der Freien Wohlfahrtspflege NRW fürchtet aber Verteilungskämpfe der Einrichtungen um die 25 Millionen Euro zusätzlicher Mittel für Sprachförderung pro Jahr. "Flächendeckend ist nicht genug Geld da."

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