Samstag, 12. Oktober 2013

NRW-Schüler schwach in Mathematik

DÜSSELDORF/BERLIN. Die Neuntklässler in NRW haben bei einem Leistungsvergleich der Länder in Mathematik und den Naturwissenschaften nur hintere Ränge belegt. Rechnerisch müssten die Schüler hier zwei Jahre länger zur Schule gehen, um an die Leistungen des Spitzenreiters Sachsen heranzukommen. Bildungsministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) räumte erheblichen Nachholbedarf der Schüler ein. Die CDU-Opposition empfahl ihr: Nachsitzen. Und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) forderte mehr Geld für die Bildung.

Nach den in Berlin von der Kultusministerkonferenz vorgestellten Ergebnissen bleiben die nordrhein-westfälischen Schüler der 9. Jahrgangsstufe im Ländervergleich unter dem Bundesdurchschnitt. In Mathematik kommen die NRW-Schüler auf 486 Punkte, Sachsen auf 536. Der Studie zufolge bedeuten 25 bis 30 Punkte Abstand einen Lernunterschied von etwa einem Jahr. Das wären in Mathe also etwa zwei Jahre Lernabstand.
Ähnlich große Leistungsunterschiede gibt es im Fach Physik. Zwischen Spitzenreiter Sachsen und dem bundesweiten Schlusslicht Nordrhein-Westfalen beträgt der Lernabstand 68 Punkte und damit sogar gut zwei Jahre. In Biologie (Abstand 59 Punkte) und Chemie (61 Punkte) ist die Lage kaum besser.
"Mit den Ergebnissen können wir nicht zufrieden sein", hieß es gestern in der Mitteilung der Bildungsministerin. "Da gibt es nichts zu beschönigen." Der Mathematik und den Naturwissenschaften sei in NRW lange Zeit nicht der nötige Stellenwert beigemessen worden. Man werde die Ergebnisse jetzt gründlich prüfen und sich auch anschauen, was andere Ländern besser gemacht haben. Als Konsequenz aus der neuen Studie wollen die Bundesländer die Aus- und Weiterbildung von Fachlehrern für Mathematik und Naturwissenschaften deutlich verbessern.
Der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Klaus Kaiser, kritisierte, dass NRW in allen Fächern das bundesweit schwächste Flächenland sei. "Für Frau Löhrmann heißt es: Nachsitzen!" Der Verband Bildung und Erziehung NRW forderte mehr Investitionen für mehr Chancengerechtigkeit. NRW liege im Ländervergleich bei Klassengrößen und Investitionen pro Schüler unter dem Bundesdurchschnitt, erklärte der VBE-Landesvorsitzende Udo Beckmann. Er warnte davor, die "von der Landesregierung beabsichtigte Inklusion an Schulen - so wie bisher absehbar - nicht mit den notwendigen Ressourcen auszustatten, da dies zu einem weiteren Leistungsabfall bei allen Schülerinnen und Schülern führen wird".
Die Lehrergewerkschaft GEW sprach von ernüchternden Ergebnissen. Der soziale Hintergrund in der Bildung spiele nach wie vor eine viel zu große Rolle. Zudem würden zu viele dieser Fächer "fachfremd" unterrichtet.
Der Test soll auch zeigen, wie groß geschlechtsbezogene Leistungsunterschiede sind. So ist in keinem Bundesland der Kompetenzvorsprung der Jungen in Mathe so groß wie in NRW. Dagegen ist der bundesweit festgestellte Kompetenzvorsprung der Mädchen in Biologie in NRW schwach ausgeprägt.
Mitarbeiter des Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) an der Berliner Humboldt-Universität hatten im Mai 2012 bundesweit mehr als 44 000 Schüler an über 1300 Schulen getestet. In NRW waren es 4033 Schüler an 92 Schulen. In allen Bereichen lagen die Schüler aus den ostdeutschen Bundesländern vorn. Basis für die Testaufgaben sind die von den Kultusministern erstellten Bildungsstandards für diese Fächer. Sie beschreiben, was ein Schüler am Ende der jeweiligen Jahrgangsstufe können soll. (dpa)

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