Freitag, 1. März 2013

Folge der "Akademiker"-Schwemme

KÖLN/DÜSSELDORF. Angesichts überfüllter Hochschulen steigt die Zahl der Studienfächer mit Zulassungsbeschränkung (Numerus Clausus) in NRW: Fast jedes zweite Studienfach hat einen Noten-NC. Trotz des doppelten Abiturjahrgangs 2013 rechnet NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) aber nicht mit flächendeckenden Beschränkungen. Sie erwarte an den Fachhochschulen im Studienjahr 2013/14 rund 250 zulassungsfreie Bachelorstudiengänge, sagte Schulze in einer Aktuellen Stunde im Landtag.
Die CDU-Opposition fürchtet jedoch, dass die Hochschulen "aus allen Nähten platzen werden". An der Uni Köln gibt es schon jetzt nur noch fünf von 140 Fächern ohne NC, in Duisburg-Essen sind gerade sechs von 117 Studiengängen zulassungsfrei. Wer in Köln Betriebswirtschaft studieren wolle, müsse einen Notenschnitt von 1,2 vorweisen oder bis zu vier Jahre warten, sagte CDU-Experte Stefan Berger. Im Wintersemester 2011/12 hatten landesweit 44,4 Prozent der Fächer einen NC - 2012/13 stieg die Quote auf 48,6 Prozent.
In diesem Jahr werden in NRW 122 900 Studienanfänger erwartet - im Wintersemester 2012 waren es 101 000. CDU und FDP kritisierten, dass der Bau von Studentenwohnungen zu schleppend verlaufe und NRW mit einem Professor pro 70 Studenten die schlechteste Betreuungsquote mit Professoren aller Bundesländer aufweise. (Bundes-Durchschnitt: 1:56). Schulze begründete das mit den 72 000 Studierenden an der Fernuniversität Hagen. Hier sei der Betreuungsschlüssel mit Professoren naturgemäß geringer.
Schulze warf der Opposition "Panikmache" vor. Die Hochschulen seien hervorragend vorbereitet auf den doppelten Abiturjahrgang 2013 und würden den Ansturm verkraften. Der SPD-Abgeordnete Karl Schultheis warf der CDU vor, in ihrem Sparkonzept Kürzungen im Hochschulbereich vorzuschlagen. Dagegen plane NRW an Hochschulpaktmitteln in diesem Jahr insgesamt 831 Millionen Euro ein - davon rund 430 Millionen Euro vom Bund.
Aus Sicht des CDU-Abgeordneten Klaus Kaiser nimmt die Ministerin die Interessen der Jugendlichen im doppelten Abiturjahrgang nicht wahr. Grünen-Expertin Ruth Seidl sprach von einer "Riesenherausforderung". Es werde im Wintersemester sicher eng werden. Ministerin Schulze räumte ein, dass die Fachhochschulen deutlich höher ausgelastet seien als die Universitäten. "Das werden sie möglicherweise auch bleiben", sagte Schulze. Auch in den NC-Studiengängen werde NRW mehr Plätze schaffen. "Orts-NCs sind kein Instrument, um Studierende auszuschließen. Sie sind ein Verteilungsinstrument." CDU-Experte Berger bemängelte, dass die 630 000 Studenten in NRW auf "denkbar ungünstige Umstände treffen". Die FDP-Abgeordnete Angela Freimuth mahnte, die jungen Leute seien "stark verunsichert".

Quelle: Kölner Rundschau vom 01.03.2013 

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